Eine Ursache für Nahrungsmittelengpässe gerade in ärmeren
Ländern sind Ernteausfälle. Geht eine Saat nicht auf, weil die Regenzeit zu
knapp ist oder ganz ausfällt, ist nicht nur das eingesetzte Kapital vernichtet,
sondern auch die Lebensgrundlage der Bauern. Zunehmend sind deshalb sogenannte
Agrarforste auf dem Vormarsch und "Agroforestry" ist inzwischen zu
einem eigenen Wissenschaftszweig mit Synergien aus der Land- und
Forstwirtschaft geworden. Das World Agroforestry Centre in Nairobi (ICRAF)
forscht dazu an Systemen, die vor allem Kleinbauern helfen sollen, mit Hilfe
von immergrünen Nutzkulturen ein Einkommen zu erwirtschaften.
Hierzu werden Bäume gepflanzt, die sich an die lokalen Standorte angepasst haben und somit gegen die Umwelteinflüsse widerstandsfähiger sind als reine Ackerkulturen. Die Gehölze dienen der Gewinnung von Früchten, Blättern - beispielsweise als Medizinpflanzen - oder als Feuerholz. Die Liste der nutzbaren Pflanzenteile tropischer und subtropischer Gehölze ist lang und manches Anwendungsgebiet ist im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten.
Einen weiteren Vorteil haben diese immergrünen Kulturen, die mit Ackerfeldfrüchten kombiniert angebaut werden: Sie halten das Land dauerhaft bedeckt und durchwurzelt, so dass Dürre und Erosion eingedämmt werden. Beispielsweise werden statt nutzloser Hecken Obstbäume als Umrandung von kleinen mit Feldfrüchten bestellten Parzellen angepflanzt. Sie bieten Schutz vor Wind und Wasser und halten grasende Ziegen- und Schafherden von der kostbaren Ackerkultur fern. Außerdem liefern sie zusätzlich Früchte. Sollte die Ernte der Ackerkultur beispielsweise durch Schädlingsbefall gering ausfallen, bleiben immer noch die Agroforestry-Produkte.
Das Forschungszentrum in Nairobi ist
eingebunden in das weltweite Verbundsystem der Consultative Group on
International Agricultural Research (CGIAR). Dennis Garrity, UN Botschafter und
Senior Fellow am World Agroforestry Centre, beschreibt die immergrüne
Landwirtschaft als "das nachhaltige Landbewirtschaftungssystem der
Zukunft, wenn der Anbau von Feldfrüchten unter dem Blätterdach von Bäumen
betrieben wird.” Einhergehen wird die weitere Arbeit der Wissenschaftler mit
der Gewinnung von Saatgut und dem Know-How-Transfer für die Bauern. Denn dieses
Konzept ist vor allem am Rande der Wüstengebiete, wie in der Sahelzone, eine
echte Überlebenschance für Menschen und Viehherden.
Friederike Heidenhof, www.aid.de
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