Das Erntedankfest
Das Erntedankfest ist eine traditionelle Feier nach der Ernte im Herbst, bei dem Gott für die Gaben der Ernte gedankt wird. Erntedank gab es schon in vorchristlicher Zeit. Vergleichbare Riten sind aus Nordeuropa, Israel, Griechenland oder aus dem Römischen Reich bekannt. In der römisch-katholischen Kirche ist ein Erntedankfest, das vielerorts auch einfach nur Erntedank, Erntefest genannt wird, seit dem 3. Jahrhundert belegt. Da die Ernte je nach Klimazone zu verschiedenen Zeiten eingebracht wird, gab es nie einen einheitlichen Termin.Nach der Reformation wurde das Erntedankfest am Michaelistag (29. September) oder an dem Sonntag davor oder danach gefeiert. Mit der Zeit bürgerte sich weit überwiegend der erste Sonntag nach Michaelis als Termin für das Erntedankfest ein. Diese Regelung geht u. a. auf einen Erlass des preußischen Königs aus dem Jahre 1773 zurück. Dies kann dazu führen, dass das Erntedankfest noch in den September fällt.
„Gute Ernten sind nicht selbstverständlich“
Zum Erntedankfest erklärt die Bundesministerin für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Ilse Aigner:
„Am kommenden Sonntag feiern wir in Deutschland das
Erntedankfest. Mit diesem Fest bringen wir ehrliche Dankbarkeit und
Wertschätzung zum Ausdruck. Dankbarkeit darüber, dass auch dieses Jahr trotz
einiger Wetterkapriolen eine ordentliche Ernte eingefahren werden konnte.
Dankbarkeit darüber, dass wir hier in Deutschland über ausreichend
Nahrungsmittel verfügen. Und Dankbarkeit gegenüber unseren Bäuerinnen und
Bauern, die mit harter Arbeit dafür
sorgen, dass wir frische und qualitativ hochwertige Produkte auf den Tisch
bekommen und aus einem reichhaltigen Angebot auswählen können.
Unsere Wertschätzung gilt der Schöpfung und den natürlichen
Ressourcen: Wir sollten das Erntedankfest zum Anlass nehmen, uns der
Verantwortung gegenüber der Natur noch stärker bewusst zu werden. Wir müssen
sie ganz im Sinne bäuerlicher Tradition für unsere nachfolgenden Generationen
erhalten und pflegen. Das ist Nachhaltigkeit im Sinne des Wortes. Vor allem
sollten wir erkennen, dass in unseren Lebensmitteln wertvolle und knappe
Ressourcen stecken. Der Boden ist nicht beliebig vermehrbar – im Gegenteil:
Jedes Jahr verliert die deutsche Landwirtschaft wertvolle Nutzflächen. Der
fruchtbare, gesunde und nährstoffreiche Boden bleibt Grundlage unserer
Landwirtschaft.
Wertschätzung gegenüber der Schöpfung heißt aber auch,
Wertschätzung gegenüber den landwirtschaftlichen Nutztieren. Auch hier stehen
wir in der Verantwortung für tiergerechte Haltungsverfahren. Die Qualität der
Produkte, aber vor allem die Standards der Ställe und der Produktionsprozesse,
haben ihren Preis. Milch, Fleisch und Eier sind wertvolle Lebensmittel – und
ihre Produktion muss mit fairen Preisen entlohnt werden.
Dass unsere Landwirte hervorragende Arbeit leisten, sehen
wir an der steigenden Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft. Dieses Jahr
konnten allein 43,8 Millionen Tonnen Getreide geerntet werden. Von einem Hektar
landwirtschaftlicher Nutzfläche werden immer mehr Menschen ernährt: Im Jahr
1900 erzeugte ein Landwirt in Deutschland Nahrungsmittel, um etwa vier Personen
ernähren zu können, heute ernährt er bereits 132 Menschen. Ein wesentlicher
Grund für diese Leistungssteigerung ist vor allem der
wissenschaftlich-technische Fortschritt.
Landwirtschaft unterliegt wie kaum ein anderer
Wirtschaftsbereich den Kräften der Natur. Oft steht nur ein schmales
Zeitfenster für Aussaat, Pflege und Ernte zur Verfügung. Es bedarf daher
leistungsfähiger, zuverlässiger und präziser Maschinen mit hoher Effizienz.
Weil deutsche Landtechnik genau diese Anforderungen erfüllt, genießt sie
weltweit einen sehr guten Ruf. Eine moderne Erntemaschine kann heute etwa 100
Tonnen Weizen in nur einer Stunde abernten. Das entspricht dem täglichen
Getreidebedarf einer Großstadt. Dabei ist die Maschine auch noch spritsparend,
bodenschonend und arbeitet zentimetergenau fast ohne Kornverluste.
Der wirtschaftliche Erfolg hängt aber auch von einer
durchdachten Betriebsführung mit einem guten und transparenten Management ab.
Im Rahmen der Messe „EuroTier“ findet im November 2012 die Preisverleihung des
Bundeswettbewerbs „Landwirtschaftliches Bauen“ statt – in diesem Jahr zum Thema „Gläserne Ställe“. Die sechs
Tierhalter, die dieses Jahr ausgezeichnet werden, tragen durch ein
öffentlichkeitswirksames Konzept zur Verbesserung der Akzeptanz der landwirtschaftlichen
Nutztierhaltung bei. Es ist heute wichtiger denn je, den Verbrauchern
Arbeitsabläufe und Bedingungen nahezubringen und zu erklären.
Das Erntedankfest gibt immer wieder Anlass, auch an die
Menschen in der Welt zu denken, für die ausreichende Ernährung keine
Selbstverständlichkeit ist. Der Schlüssel für eine dauerhafte Verbesserung der
Ernährungslage liegt in der Verbesserung der Produktions- und
Verteilungsbedingungen in den Ländern selbst. Nahrungsmittelhilfen können akute
Not lindern, eine Dauerlösung waren sie jedoch noch nie. Deshalb werden wir
weiter alles daran setzen, in erster Linie Saatgut, Produktionstechnik und
Managementwissen, das den Verhältnissen vor Ort gerecht wird, verfügbar zu
machen. Hier arbeiten das Bundeslandwirtschafts- und das
Bundesentwicklungshilfeministerium eng zusammen. Gemeinsam beschreiten wir neue
Wege, um besonders die Kleinbauern auf dem Land zu stärken, die in vielen
Entwicklungsländern am meisten von Hunger und Not betroffen sind, gleichzeitig
aber der Schlüssel sind, um Krisen zu überwinden und neue, funktionierende
Versorgungsstrukturen aufzubauen.“ (Stand: Oktober 2012)