Anfang November startet die Leuphana Universität Lüneburg in
Zusammenarbeit mit dem NLWKN zum zweiten Mal eine breit angelegte Umfrage in
der Ems-Dollart-Region zum Thema Küstenschutz. Insgesamt 1000 Haushalte sind
aufgerufen, sich an der zukünftigen Gestaltung des Küstenschutzes in
Ostfriesland unter den Bedingungen des Klimawandels zu beteiligen.
Wissenschaftler sind sich einig: die klimatische Situation
wird sich in Zukunft vielerorts verschärfen. Insbesondere den tief liegenden
Küstengebieten Niedersachsens stehen in diesem Zusammenhang Veränderungen
bevor. Das Schutzniveau im Küstenschutz ist heute so hoch wie nie zuvor. Welche
Herausforderungen der Klimawandel in der Region mit sich bringen wird und wie
der Schutz vor einem steigenden Meeresspiegel und stärkeren Sturmfluten auch
langfristig sicher gestellt werden kann, muss weiter erforscht werden.
Die Wahrnehmung und Meinung der Küstenbevölkerung fließt nun
- bereits zum zweiten Mal - in den wissenschaftlichen Forschungsprozess der
niedersächsischen Klima- und Küstenforschung ein. Verantwortlich dafür ist das
Forschungsprojekt A-KÜST "Veränderliches Küstenklima - Bewertung von
Anpassungsstrategien im Küstenschutz". Projektleiter Andreas Wurpts von
der Forschungsstelle Küste im NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für
Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) betont: „In A-KÜST untersuchen wir
zum einen systematisch die zu erwartenden Klimafolgen in Ostfriesland, zum
anderen die Wahrnehmung und Einstellung der Küstenbevölkerung, um zukünftig die
richtige Entscheidung für die Ausrichtung des Küstenschutzes der Region treffen
zu können." Erste Ergebnisse aus dem 2009 gestarteten Projekts sind
bereits in die Empfehlungen für eine niedersächsische Klimaanpassungsstrategie
eingeflossen.
Die Umfrage im Detail
Die Telefonumfrage startet am 8. November. Die Fragen, die
sich Meinfried Striegnitz gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen Gesa Lüdecke
und Anke Schmidt überlegt hat, zielen auf drei Themenfelder ab:
1. Verbundenheit der Bevölkerung mit der Küste und dem
Küstenschutz,
2. Langfristige Perspektiven im Küstenschutz,
3. Mögliche Konflikte mit anderen Nutzungsformen.
„Wir interessieren uns dafür, welche Verbindung die Bewohner
zur Küste und zum Küstenschutz der Region haben und was für sie wichtig
ist" sagt Meinfried Striegnitz. „Nur so können die Wünsche und
Anforderungen der hier lebenden Menschen in die zukünftige Planung
einfließen" ergänzt Gesa Lüdecke. Auf diese Weise soll sicher gestellt
werden, dass die Region auch in Zukunft vor Überflutungen geschützt wird und
ein attraktiver Wohn- und Arbeitsort bleibt.
Wer kann sich an der Umfrage beteiligen? Die anonymisierten
Telefoninterviews werden mit einer Zufallsauswahl aller Haushalte mit
Festnetzanschluss in den Verbandsgebieten der vier Deichachten Krummhörn,
Moormerland, Norden und Rheiderland durchgeführt. Die Interviews werden durch
die ARIS UMFRAGEFORSCHUNG GmbH in Hamburg im Auftrag der Leuphana Universität
Lüneburg geführt und nehmen in etwa 20 Minuten in Anspruch.
Auch die Oberdeichrichter Heiko Albers (Deichacht
Moormerland), Meint Hensmann (Rheider Deichacht), Heinrich Jabben (Deichacht
Norden) und Giesbert Wiltfang (Deichacht Krummhörn) erwarten die Ergebnisse der
Befragung mit Spannung: „Wir sind sehr daran interessiert, wie die Bevölkerung den
Küstenschutz in unseren Verbandsgebieten wahrnimmt. Wir möchten alle Haushalte,
die zufällig ausgewählt werden, dazu ermuntern, an der Befragung
teilzunehmen" sagt Heiko Albers.
Die Auswertung erfolgt an der Leuphana Universität Lüneburg.
Im Frühjahr 2013 werden die ersten Ergebnisse der Auswertung erwartet.
Hintergrund
Den Rahmen für das Projekt A-KÜST liefert das durch das
Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur initiierte
Verbundprojekt „Klimafolgenforschung in Niedersachsen (KLIFF)", das die
Bandbreite der Auswirkungen des globalen Klimawandels auf regionaler Ebene
erforscht. Der Schutz der Bevölkerung in den niedrigen Marschgebieten hat
höchste Priorität für das Land Niedersachsen und muss deshalb frühzeitig auf
diese erhöhten Anforderungen reagieren und an die veränderten klimatischen
Umstände angepasst werden.
Aufgaben von A-KÜST sind die Erarbeitung und systematische
Bewertung von alternativen Strategien im Küstenschutz. Erstmals werden dafür
auch die Verantwortlichen des Küstenschutzes bereits von Anfang an in den
wissenschaftlichen Prozess einbezogen. Welche Maßnahmen sind auf lange Sicht
technisch umsetzbar, finanzierbar und von der Gesellschaft akzeptiert? Bei
diesen Fragen zählt die langjährige Erfahrung der Deichverbände und der
Kommunen. Sie sind eng an der Arbeit des Projekts beteiligt.
Weite Informationen finden sie unter:
Quelle: www.nlwkn.niedersachsen.de