6. November 2012

Klimawandel und Küstenschutz


Anfang November startet die Leuphana Universität Lüneburg in Zusammenarbeit mit dem NLWKN zum zweiten Mal eine breit angelegte Umfrage in der Ems-Dollart-Region zum Thema Küstenschutz. Insgesamt 1000 Haushalte sind aufgerufen, sich an der zukünftigen Gestaltung des Küstenschutzes in Ostfriesland unter den Bedingungen des Klimawandels zu beteiligen.

Wissenschaftler sind sich einig: die klimatische Situation wird sich in Zukunft vielerorts verschärfen. Insbesondere den tief liegenden Küstengebieten Niedersachsens stehen in diesem Zusammenhang Veränderungen bevor. Das Schutzniveau im Küstenschutz ist heute so hoch wie nie zuvor. Welche Herausforderungen der Klimawandel in der Region mit sich bringen wird und wie der Schutz vor einem steigenden Meeresspiegel und stärkeren Sturmfluten auch langfristig sicher gestellt werden kann, muss weiter erforscht werden.

Die Wahrnehmung und Meinung der Küstenbevölkerung fließt nun - bereits zum zweiten Mal - in den wissenschaftlichen Forschungsprozess der niedersächsischen Klima- und Küstenforschung ein. Verantwortlich dafür ist das Forschungsprojekt A-KÜST "Veränderliches Küstenklima - Bewertung von Anpassungsstrategien im Küstenschutz". Projektleiter Andreas Wurpts von der Forschungsstelle Küste im NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) betont: „In A-KÜST untersuchen wir zum einen systematisch die zu erwartenden Klimafolgen in Ostfriesland, zum anderen die Wahrnehmung und Einstellung der Küstenbevölkerung, um zukünftig die richtige Entscheidung für die Ausrichtung des Küstenschutzes der Region treffen zu können." Erste Ergebnisse aus dem 2009 gestarteten Projekts sind bereits in die Empfehlungen für eine niedersächsische Klimaanpassungsstrategie eingeflossen.

Die Umfrage im Detail

Die Telefonumfrage startet am 8. November. Die Fragen, die sich Meinfried Striegnitz gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen Gesa Lüdecke und Anke Schmidt überlegt hat, zielen auf drei Themenfelder ab:
1. Verbundenheit der Bevölkerung mit der Küste und dem Küstenschutz,
2. Langfristige Perspektiven im Küstenschutz,
3. Mögliche Konflikte mit anderen Nutzungsformen.
„Wir interessieren uns dafür, welche Verbindung die Bewohner zur Küste und zum Küstenschutz der Region haben und was für sie wichtig ist" sagt Meinfried Striegnitz. „Nur so können die Wünsche und Anforderungen der hier lebenden Menschen in die zukünftige Planung einfließen" ergänzt Gesa Lüdecke. Auf diese Weise soll sicher gestellt werden, dass die Region auch in Zukunft vor Überflutungen geschützt wird und ein attraktiver Wohn- und Arbeitsort bleibt.

Wer kann sich an der Umfrage beteiligen? Die anonymisierten Telefoninterviews werden mit einer Zufallsauswahl aller Haushalte mit Festnetzanschluss in den Verbandsgebieten der vier Deichachten Krummhörn, Moormerland, Norden und Rheiderland durchgeführt. Die Interviews werden durch die ARIS UMFRAGEFORSCHUNG GmbH in Hamburg im Auftrag der Leuphana Universität Lüneburg geführt und nehmen in etwa 20 Minuten in Anspruch.

Auch die Oberdeichrichter Heiko Albers (Deichacht Moormerland), Meint Hensmann (Rheider Deichacht), Heinrich Jabben (Deichacht Norden) und Giesbert Wiltfang (Deichacht Krummhörn) erwarten die Ergebnisse der Befragung mit Spannung: „Wir sind sehr daran interessiert, wie die Bevölkerung den Küstenschutz in unseren Verbandsgebieten wahrnimmt. Wir möchten alle Haushalte, die zufällig ausgewählt werden, dazu ermuntern, an der Befragung teilzunehmen" sagt Heiko Albers.

Die Auswertung erfolgt an der Leuphana Universität Lüneburg. Im Frühjahr 2013 werden die ersten Ergebnisse der Auswertung erwartet.

Hintergrund

Den Rahmen für das Projekt A-KÜST liefert das durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur initiierte Verbundprojekt „Klimafolgenforschung in Niedersachsen (KLIFF)", das die Bandbreite der Auswirkungen des globalen Klimawandels auf regionaler Ebene erforscht. Der Schutz der Bevölkerung in den niedrigen Marschgebieten hat höchste Priorität für das Land Niedersachsen und muss deshalb frühzeitig auf diese erhöhten Anforderungen reagieren und an die veränderten klimatischen Umstände angepasst werden.

Aufgaben von A-KÜST sind die Erarbeitung und systematische Bewertung von alternativen Strategien im Küstenschutz. Erstmals werden dafür auch die Verantwortlichen des Küstenschutzes bereits von Anfang an in den wissenschaftlichen Prozess einbezogen. Welche Maßnahmen sind auf lange Sicht technisch umsetzbar, finanzierbar und von der Gesellschaft akzeptiert? Bei diesen Fragen zählt die langjährige Erfahrung der Deichverbände und der Kommunen. Sie sind eng an der Arbeit des Projekts beteiligt.

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