20. Dezember 2012

Reiten ohne Sattel nicht rückenschonend

Pferdebesitzer und Reiter diskutieren immer wieder über schlecht passende Sättel und deren negativen Folgen für das Pferd. Nicht selten wird daher das Reiten ohne Sattel ("bareback") als das Mittel der Wahl empfohlen. Doch das ist nicht unbedingt die bessere Alternative, so die Schlussfolgerung einer Studie der Michigan State Universität.

Für die Studie wurden sieben Pferde mit und ohne Sattel geritten. Alle Sättel wurden vorab auf ihre Passgenauigkeit überprüft. Mit Sensoren ausgestattete Matten wurden unter dem Sattel platziert, um den auf den Pferderücken einwirkenden Druck zu ermitteln. Und auch bei den Pferden, die ohne Sattel geritten wurden, kamen diese Matten zum Einsatz.

Der gleiche Testreiter ritt sein Pferd jeweils mit und ohne Sattel im Schritt und im Trab. Dabei wurden Daten über die Krafteinwirkung (Gewicht) und die Druckempfindlichkeit (Konzentrationspunkte des Gewichts) über alle Ritte hinweg gesammelt und farbcodierte Scans von dem Rücken des jeweiligen Pferdes erstellt.

Die Scans der nur mit dem Reitergewicht belasteten Pferderücken zeigten kleine Bereiche mit so hoher Druckbelastung, dass man durchaus von einem Schmerzempfinden und Gewebeschäden in den Muskelfasern des Pferdes ausgehen kann. Das war besonders dann auffällig oft der Fall, wenn die Gesäßknochen des Reiters mit dem Rücken des Pferdes Kontakt hatten. Die Scans der mit Sattel gerittenen Pferde zeigten, dass sich der Einfluss von Kraft und Druck auf größere Areale des Rückens verteilte. Auf diese Weise waren die punktuellen Auswirkungen des Reitergewichts deutlich geringer und damit rückenschonender.

Doch die "Bareback-Enthusiasten" müssen diese Art des Reitens nun nicht komplett aufgeben. Die Leiterin der Studie, Hilary Clayton, Tierärztin und Expertin für Biomechanik, rät zu einem gemäßigten Reiten ohne Sattel. Sehr lange und sehr häufige Ritte ohne Sattel, vor allem über mehrere Tage, könnten problematisch sein. Schwere Reiter sollten allerdings auf das Reiten ohne Sattel zugunsten des Pferdes verzichten. Die Studie hat nicht den Einfluss sogenannter "Bareback Pads" untersucht, die sowohl Pferd als auch Reiter ein gewisses Maß an Dämpfung bieten.

Durch die sehr kleine Stichprobe von sieben Pferden können auch keine Aussagen gemacht werden über den Einfluss von Pferderassen, Konformation des Pferdekörpers, die Kondition von Pferd oder Reiter sowie die reitsportlichen Fähigkeiten des Reiters.

Anke Klabunde, www.aid.de