Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner, deren Ministerium
sich an der Unterarbeitsgruppe beteiligt und Mitinitiator der Umfrage war,
sieht sich durch die Ergebnisse in ihrer Forderung nach mehr Sicherheit und
Datenschutz bestätigt: „Investitionen in mehr Sicherheit nützen nicht nur den
Verbrauchern – sie können auch Wachstumsimpulse für die Anbieter auslösen. Auf
Dauer werden sich nur Internet-Angebote auf dem Markt behaupten können, bei
denen die Nutzer auf die Sicherheit
ihrer Daten vertrauen können.“ Es sei unverständlich, dass immer neue Geräte,
neue Software und neue Anwendungen auf den Markt kämen – die Sicherheitsvorkehrungen
dieser Dynamik aber hinterherhinken. „Niemand würde ernsthaft auf die Idee
kommen, ein Auto ohne die neuesten Sicherheitsstandards auf den Markt zu
bringen. Bei Smartphones und Apps ist dies leider noch nicht
selbstverständlich“, kritisierte Aigner. „Bei der Transparenz, den
Voreinstellungen und den Kontrollmöglichkeiten sehe ich noch großen
Nachholbedarf.“
Die von TNS Emnid durchgeführte Umfrage (4000 Befragte)
verdeutlicht, dass ein Großteil der Verbraucher erwartet, dass die mobilen
Geräte bereits im Kaufzustand sicher und alle Daten geschützt sind. Zwar wären
viele Verbraucher bereit, für eine umfassende Sicherheit mehr zu zahlen.
Allerdings sind 95 Prozent derer, die nicht zu Mehrausgaben bereit sind, der
Ansicht, dass Smartphones bereits ab Werk die notwendige Sicherheitsausstattung
aufweisen müssen. Auch bei der Nutzerfreundlichkeit von Smartphones und ihren
Anwendungen haben die Anbieter Nachbesserungsbedarf: So gibt fast ein Drittel
der Nichtnutzer an, die Technik sei ihnen schlicht „zu kompliziert“.
Für Dr. Karsten Ottenberg, Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe
„Vertrauen, Datenschutz und Sicherheit im Internet“ des IT-Gipfels und
Vorsitzender der Geschäftsführung Giesecke & Devrient GmbH sind Sicherheit
und Vertrauen zentrale Voraussetzung für eine breite Nutzung der neuen
Technologien. Beides seien Themen, bei denen die deutsche Industrie auch
international punkten könne. „In vielen technologischen Flaggschiffen auf dem
Mobilfunk-Markt steckt deutsche Spitzentechnologie. In der Arbeitsgruppe des
IT-Gipfels beschäftigen wir uns mit der Frage, wie wir neben den
technologischen Aspekten auch ein modernes, angemessenes regulatorisches
Rahmenwerk schaffen können, um in Deutschland und aus Deutschland heraus unsere
Vorstellungen international zur Geltung zu bringen", so Ottenberg. Wie die
Umfrage zeige, sei Sicherheit dabei ein wichtiges Argument für die Auswahl
eines Smartphones.
Aigner sieht Anbieter in der Bringschuld
Nachdem die Bundesregierung mit der Einführung der
Button-Regelung zum Schutz vor Internet-Kostenfallen und der Möglichkeit der
Drittanbieter-Sperre bei Telefonrechnungen die Rahmenbedingungen für sicheres
mobiles Internet massiv verbessert hat, sieht Aigner nun die Anbieter – vom
Gerätehersteller bis zum App-Programmierer – in der Bringschuld: „Die Anbieter
müssen die Verbraucher mit hohen Sicherheitsvorkehrungen effektiv vor
Datenmissbrauch schützen.“ Vor allem bei Apps sieht Aigner Nachholbedarf.
Teilweise greifen Apps auch auf Daten zu, die sie gar nicht benötigen. Aigner
forderte, Verbraucher müssten „jederzeit die volle Kontrolle über ihre
Smartphone-Daten haben“. Auch vorinstallierte Apps müssten auf einfachem Weg
wieder zu deinstallieren sein.
Aigner bekräftigte, sich im Rahmen der laufenden Gespräche
über die geplante EU-Datenschutz-Grundverordnung weiter für die Verpflichtung
zu datenschutzfreundlichen Voreinstellungen und zur Berücksichtigung des
Datenschutzes im Produkt-Design einzusetzen. „Verbraucherfreundliche
Voreinstellungen sind gerade bei Smartphones für das Verbrauchervertrauen von
großer Bedeutung“, so Aigner. Bisher müssen sich die Verbraucher in der Regel
mühsam durchklicken, um herauszufinden, auf welche Daten eine App zugreifen
kann oder wie sie eine PIN zur Sperrung des Handys aktivieren können. Die
Unternehmen müssten künftig die Geräte so ausgestalten, dass die Verbraucher
zum Beispiel vor dem Zugriff einer App auf ihre Kontakte, ihren Standort oder
andere vertrauliche Bereiche gefragt werden, ob sie diesen Zugriff erlauben
wollen. Derzeit wird es häufig dem App-Anbieter überlassen, ob er die Nutzer
ausreichend informiert.
Weitere Ergebnisse der Umfrage zu Smartphones
86 Prozent der Befragten halten Sicherheit und Datenschutz
für wichtig bis sehr wichtig, für 45 Prozent sind sie ein wesentliches
Kriterium bei der Kaufentscheidung. Über ein Drittel derer, die kein Smartphone
nutzen, nennen fehlendes Vertrauen als Grund für die Nichtnutzung. 80 Prozent
der Befragten geben an, auf bestimmte Anwendungen zu verzichten, um sich vor
Gefahren bei der Smartphone-Nutzung zu schützen. Nur wenige nutzen bisher das
Smartphone für mobile Bankgeschäfte oder mobiles Bezahlen. Als Hauptgrund
werden Zweifel an der Sicherheit genannt. Zwei Drittel lehnen den Zugriff
Dritter auf ihr Smartphone generell ab, der Rest der Nutzer will dies nur dann
gestatten, wenn er zuvor ausdrücklich zugestimmt hat. Deutlich erkennbar ist
auch der Wunsch nach mehr Transparenz: 87 Prozent der Befragten wollen vor der
Installation einer App wissen, auf welche konkreten Daten die Anbieter sowie
Dritte zugreifen.
Der IT-Gipfel und die Unterarbeitsgruppe „Mobile Sicherheit“
Der Nationale IT-Gipfel ist ein vom Bundesministerium für
Wirtschaft und Technologie ausgerichteter und seit 2006 jährlich stattfindender
Kongress, der Konzepte entwickelt, wie die Bundesrepublik Deutschland als
IT-Standort gestärkt werden kann. Am 13. November 2012 findet der siebte
nationale IT-Gipfel in Essen statt. Im Zentrum der Unterarbeitsgruppe „Mobile
Sicherheit“ steht die Frage, wie Sicherheit, Datenschutz und Vertrauen im
mobilen Internet (Smartphones) gestärkt werden können. Sie ist Teil der
Arbeitsgruppe 4 „Vertrauen, Datenschutz und Sicherheit im Internet“.
Weitere Informationen im Internet:
- Hintergrundpapier zur Umfrage „Sicherheit und Datenschutz bei
Smartphones“: www.bmelv.de/smartphonesicherheit_hintergrund
- Link zur
Broschüre „Mobile Sicherheit – Ortung – Datenschutz“: www.bmelv.de/tipps-mobile-internetnutzung
- Hinweise zu
Sicherheit und Datenschutz in der digitalen Welt: www.surfer-haben-rechte.de
- Tipps speziell
– aber nicht nur – für Jugendliche: www.watchyourweb.de
Quelle: www.bmelv.de