Soll es ein Liebesfilm sein, Action oder doch lieber eine
Komödie? Wer in der Videothek einen Film aussucht oder ins Kino geht, hat die
Qual der Wahl. Besonders schwierig wird es, wenn mehrere Personen gemeinsam
einen Film anschauen wollen. Wissenschaftler der Westfälischen
Wilhelms-Universität Münster zeigen nun, dass neue computergestützte
Empfehlungssysteme helfen können, einen Film zu finden, der allen Mitgliedern
einer Gruppe gefällt. Damit haben solche Systeme ein großes Potenzial für
Unternehmen, die Kundenzufriedenheit und Kundenbindung zu verbessern. Die
Studie der münsterschen Forscher, an der 460 Testpersonen teilnahmen, ist in
der aktuellen Ausgabe des renommierten "Journal of Marketing"
erschienen.
Intelligente Empfehlungssysteme können Nutzern
maßgeschneiderte Produktempfehlungen geben, die auf ihren jeweiligen Vorlieben
und ihrem bisherigem Verhalten basieren. Systeme, die den einzelnen Kunden
Produktvorschläge machen, werden beispielsweise von Online-Verkaufsplattformen
wie Amazon eingesetzt. Empfehlungssysteme für Gruppen sind dagegen bislang
nicht verbreitet. Nun zeigen die Autoren erstmals anhand einer umfangreichen
Studie für die Auswahl von Spielfilmen, dass solche Gruppen-Empfehlungssysteme
tatsächlich einen Mehrwert für Nutzer bieten können. "Unsere Ergebnisse
belegen, dass Kunden eine bessere Auswahl treffen können und mit dem gewählten
Film zufriedener sind, wenn sie Gruppen-Empfehlungssysteme nutzen" erklärt
Prof. Dr. Thorsten Hennig-Thurau vom Marketing Center Münster, der die Studie
gemeinsam mit Dr. André Marchand und Paul Marx durchgeführt hat. Die Autoren
weisen dabei auch nach, dass die Systeme für Menschen, die sich nahestehen und
sich solcher Technik
gegenüber aufgeschlossen zeigen, besonders vielversprechend sind.
Empfehlungssysteme sind nicht nur für die Auswahl von Filmen
einsetzbar, sondern auch für andere Bereiche der Freizeitgestaltung, beispielsweise
Urlaubsreisen, Restaurant- oder Konzertbesuche. "Das Anwendungsfeld von
Gruppen-Empfehlungssystemen ist sehr groß. Schließlich verbringen die meisten
Menschen einen beträchtlichen Teil ihrer Freizeit gemeinsam mit Freunden,
Bekannten oder der Familie", betont Dr. André Marchand. "Ich bin
davon überzeugt, dass in Zukunft computergestützten Entscheidungshilfen eine
immense Bedeutung zukommen wird", prognostiziert er. "Schließlich
werden die Angebote, die die Freizeit- und Medienbranche bereithält, immer
unüberschaubarer." Die Wissenschaftler hoffen, dass ihre Erkenntnisse
Anbieter dazu motivieren, sich nicht nur an einzelnen Kunden auszurichten,
sondern auch für Gruppen attraktive Empfehlungen zu generieren.
An der Studie nahmen insgesamt 460 Testpersonen teil.
Jeweils ein Gruppenmitglied durfte aus einer Auswahl an – für alle
Gruppenmitglieder unbekannten – Filmen denjenigen wählen, den die Gruppe später
gemeinsam anschaute. Dabei erhielten die Testpersonen Empfehlungen, die
entweder nur den eigenen Filmgeschmack berücksichtigten oder auch den der
Gruppe. Eine Kontrollgruppe suchte den Film ohne computergestützte Empfehlungen
aus.
Quelle: www.uni-muenster.de
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