Dass Gegenlicht auf einer Brille keine störenden Reflexionen
hervorruft, dass ein Kolben in einem Motor reibungsarm hin- und hergleiten
kann, dass eine Glasplatte kratzfest ist und dass Solarzellen Sonnenlicht in
Strom verwandeln – all das ist nur möglich durch hauchdünne Beschichtungen, die
mit Hilfe eines Plasmas aufgetragen werden. Ein Plasma ist ein komplexer
Cocktail aus geladenen Teilchen, und ihn gezielt zu steuern, um Fahrzeugteile
zu beschichten oder Solarzellen herzustellen, ist schwierig. Physiker der
Ruhr-Universität Bochum haben einen neuen Weg gefunden, das vielschichtige
Zusammenspiel der Plasmakomponenten zu kontrollieren und so schnellere
Beschichtungen zu ermöglichen. Darüber berichtet RUBIN Transfer, die aktuelle
Sonderausgabe des RUB-Wissenschaftsmagazins.
Dünne Schichten für funktionierende Oberflächen
Führt man einem festen Stoff Energie zu, zum Beispiel durch
Erhitzen, wird er erst flüssig, dann gasförmig und letzten Endes ein Plasma –
die eingespeiste Energie löst erst die Bindungen zwischen den einzelnen Atomen
und zersetzt schließlich sogar die Atome selbst Beschießt man mit einem solchen
Teilchengemisch eine Oberfläche, lagern sich Bestandteile des Plasmas in nur
wenige Nanometer dünnen Schichten ab und verändern die Eigenschaften der
Oberfläche. So machen Plasmen es möglich, Solarzellen herzustellen: mit dünnen
Schichten Silicium mit gelegentlichen Fremdatomen.
Mit einem Trick gelingt das Feintuning
Essentiell für Beschichtungen ist, wie viele Ionen auf die
zu beschichtende Oberfläche treffen und mit welchem Schwung, das heißt
Ionenfluss und Ionenenergie. Unglücklicherweise hängen diese beiden Größen eng
zusammen – beeinflusst man die eine, ändert sich auch die andere.
Wissenschaftlern um Prof. Dr. Uwe Czarnetzki vom Lehrstuhl für
Experimentalphysik, insbesondere Plasma- und Atomphysik an der Ruhr-Universität
ist es geglückt, mit einem raffinierten Trick Ionenenergie und Ionenfluss
unabhängig voneinander einzustellen.
Ein Ungleichgewicht hilft bei der Steuerung
Um das Plasma zu steuern, ändern sie die angelegte Spannung,
aber nicht bloß die Amplitude oder die Frequenz, sondern die ganze Schwingung:
Statt der gewöhnlichen Wechselspannung speisen sie zwei Schwingungen ein,
einmal in der Grundfrequenz von 13,56 Megahertz, einmal mit einer Vielfachen
dieser Grundfrequenz. Wenn sich diese beiden Spannungsverläufe überlagern,
schwingt die Spannung nicht mehr wie zuvor gleichmäßig hin und her, sondern sie
ist im Maximum nicht mehr genau so hoch wie im Minimum. Das Plasma reicht an
die eine Elektrode nicht mehr so nah heran wie an die andere, kann also nicht
gleichmäßig auf beiden Seiten Elektronen abgeben. Um das zu kompensieren,
bildet sich an einer Elektrode im Reaktor plötzlich eine Gleichspannung aus,
der sogenannte Bias.
Dieses Phänomen haben die Bochumer Elektrischer Asymmetrie-Effekt getauft, und es lässt sich nutzen, um die Ionenenergie für die Beschichtung einzustellen. Die Gleichspannung des Bias verschiebt die Potentiale im Plasma und sorgt so dafür, dass an einer Elektrode die Ionenenergie steigt, an der anderen aber absinkt. Dies funktioniert auch, wenn die Entladung in ihrer Geometrie völlig symmetrisch ist. Dies ist insbesondere in der industriellen Anwendung der Fall, wo oft eine Entladung zwischen zwei einige Quadratmeter großen Platten im Abstand von nur wenigen Zentimetern abläuft. Bisher musste man damit leben, dass damit an beiden Elektroden genau das Gleiche passierte. Ohne am Aufbau etwas zu ändern kann nun rein elektrisch über die Phase die Symmetrie gebrochen werden. Die Energie der Ionen am Substrat wird damit auf bequeme Weise regelbar.
Dieses Phänomen haben die Bochumer Elektrischer Asymmetrie-Effekt getauft, und es lässt sich nutzen, um die Ionenenergie für die Beschichtung einzustellen. Die Gleichspannung des Bias verschiebt die Potentiale im Plasma und sorgt so dafür, dass an einer Elektrode die Ionenenergie steigt, an der anderen aber absinkt. Dies funktioniert auch, wenn die Entladung in ihrer Geometrie völlig symmetrisch ist. Dies ist insbesondere in der industriellen Anwendung der Fall, wo oft eine Entladung zwischen zwei einige Quadratmeter großen Platten im Abstand von nur wenigen Zentimetern abläuft. Bisher musste man damit leben, dass damit an beiden Elektroden genau das Gleiche passierte. Ohne am Aufbau etwas zu ändern kann nun rein elektrisch über die Phase die Symmetrie gebrochen werden. Die Energie der Ionen am Substrat wird damit auf bequeme Weise regelbar.
Themen in RUBIN Transfer
In RUBIN Transfer finden Sie darüber hinaus folgende Themen:
Kohlenstoffchemie: Grübchen graben auf der Nanoskala; Mineral-Tuning für die
Industrie; DNA-Impfung gegen „Kinderschnupfen-Virus“; Raffinierte Schwingungen
steuern Plasma, Sprachakrobaten im Einsatz für moderne Amtssprache; Messstation
funkt Wasserstand; Elektromobilität: Ein Auto im Schrank; Der perfekte
Trainingsplan; Personalisierte Medizin: Die Arznei, die „passt“;
Wissensmanagement: Virtuelle Schubladen; Damit jede Schraube funktioniert; Mit
Hochspannung zum Quantencomputer. RUBIN Transfer ist bei der Verwertungsgesellschaft
der RUB rubitec GmbH (Tel. 0234/32-11950, rubitec@rub.de) zum Einzelpreis von
6,- Euro erhältlich und online unter http://www.rub.de/rubin
Quelle: www.rub.de