Für die Produktion deutscher Kinderbücher wird der
tropische Regenwald abgeholzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Montag
veröffentlichte Untersuchung des WWF. Für ihre Studie „Im Wald, da sind
die Räuber“ nahmen die Umweltschützer stichprobenartig 79 Buchtitel
deutscher Verlage unter die Lupe. Das Ergebnis des
„Tropenholz-Dopingtests“: Fast 30 Prozent der untersuchten Kinderbücher
enthielten erhebliche Mengen Tropenholz. „Die Laboranalysen haben unsere
schlimmsten Befürchtungen bestätigt“, so Johannes Zahnen, Waldreferent
beim WWF Deutschland. „Ohne es zu ahnen laufen Eltern und Großeltern
Gefahr, dem Nachwuchs wahre Umweltkiller unter den Weihnachtsbaum zu
legen.“
Fast 30 Prozent der untersuchten Kinderbücher enthielten erhebliche Mengen Tropenholz. © WWF |
Laut WWF
besonders negativ aufgefallen ist Coppenrath, einer der größten Anbieter
auf dem deutschen Kinderbuchmarkt. In gleich neun von 18 getesteten
Büchern des Verlages aus Münster habe man Tropenholz gefunden, darunter
Titel wie „Frohe Weihnachten, kleiner Bär!“ oder „Das ist der Wald“.
Auch andere namhafte Verlagshäuser wie Herder, Duden und Langenscheidt
gehörten zu den Umweltsündern. Hintergrund der hohen Trefferquote ist
nach Angaben des WWF, dass deutsche Verlage ihre teilweise in Handarbeit
gefertigten Kinderbücher zunehmend in Asien produzieren lassen. Auf
diese Weise sei China mittlerweile zum wichtigsten Buchlieferanten für
die Bundesrepublik avanciert – mit fatalen Folgen: Einen großen Teil des
benötigten Zellstoffs importiere das Reich der Mitte aus Indonesien, wo
legal und illegal riesige Urwaldflächen für die Papierproduktion
abgeholzt würden.
„Die
Verlage lassen billig in Fernost produzieren und nehmen dabei
wissentlich die Abholzung des Regenwaldes in Kauf“, kritisiert WWF-Mann
Zahnen. Bereits in 2009 habe man auf die Problematik aufmerksam gemacht.
Während einige Firmen ihre Produktion umgestellt hätten, sei man
anderswo auf taube Ohren gestoßen. „Coppenrath und Co. haben unsere
Hinweise ignoriert und setzen allein auf Gewinnmaximierung. Dass sie mit
der Umweltzerstörung auch die Zukunft ihrer eigenen Zielgruppe aufs
Spiel setzen, ist besonders perfide“.
Am
deutlichsten sind die Folgen des Raubbaus auf Sumatra sichtbar. Die
indonesische Insel, die vor wenigen Jahrzehnten noch nahezu vollständig
bewaldet war, gilt nach wie vor als eine der artenreichsten Regionen der
Erde. Doch ihr Waldanteil ist in den letzten Jahren auf unter 30
Prozent gesunken. Seltene Unterarten des Tigers, Orang-Utans und
Elefanten, die nur hier vorkommen, drohten auszusterben. Neben der
Gefährdung der Artenvielfalt ziehe die ungebremste Abholzung auch Folgen
von globaler Bedeutung nach sich: Riesige Mengen im Waldboden
gespeicherte Treibhausgase entweichen und heizten den Klimawandel an.
Der
WWF ruft die Verlagshäuser auf, endlich ihrer Verantwortung gerecht zu
werden: „Wir brauchen dringend eine Selbstverpflichtungserklärung der
gesamten Branche“, fordert Johannes Zahnen. „Die Verlage müssen dafür
einstehen, dass für deutsche Kinderbücher kein Tropenwald mehr
vernichtet wird. Zumal die Umstellung auf nachhaltige Quellen längst
problemlos möglich ist.“ Der WWF empfiehlt den Verlagen, auf
Recyclingpapier zu setzen oder aber FSC-zertifiziertes Papier zu
verwenden. Dies seien zwei einfache Möglichkeiten, um etwas für den
Umweltschutz zu tun.