Eine PKW-Maut wird allmählich populär. Sie wird
mittlerweile von 39 Prozent der Bundesbürger befürwortet, vor zwei
Jahren waren es noch 36 Prozent. Das ergab eine repräsentative Umfrage
des Hightech-Verbands BITKOM. Dabei sprechen sich 38 Prozent der
Autofahrer und 42 Prozent der Nicht-Autofahrer für eine PKW-Maut aus.
„Immer mehr Deutschen wird klar: Der Kampf gegen Staus und für
Ressourcenschonung erfordert neue Ansätze. Eine intelligente
Verkehrssteuerung muss gleichwertig neben traditionelle Maßnahmen der
Verkehrspolitik wie die Verbesserung des Straßennetzes treten“, sagt
BITKOM-Vizepräsident Volker Smid. Besonders hoch ist der Anteil der
Maut-Befürworter (43 Prozent) in der Altersklasse der 30- bis
44-Jährigen.
Diese Gruppe ist beruflich und privat besonders viel
unterwegs. Laut Deutschem Mobilitätspanel legte 2011 jeder Deutsche im
Schnitt täglich insgesamt fast 41 Kilometer zurück und brauchte dafür 83
Minuten – beides sind Rekordwerte für Deutschland.
Laut Umfrage
sprechen sich 36 Prozent der Bundesbürger für eine PKW-Maut auf
Autobahnen und zudem immerhin 8 Prozent für eine Maut auf Bundes- und
Landstraßen aus. „Mit einer Maut kann das Verkehrsaufkommen gesteuert
werden, beispielsweise indem die Mauthöhe in verkehrsarmen Zeiten
reduziert wird“, so Smid. Auch kann die Maut auf wenig genutzten Straßen
niedrig gehalten werden, um dort eine bessere Auslastung und damit eine
Entlastung viel befahrener Straßen zu erreichen. Auch lassen sich so
gezielt Lärmentlastungen unterstützen. „Eine intelligente
Verkehrssteuerung ist ein entscheidender Wirtschafts- und auch
Umweltfaktor, die technologischen Voraussetzungen sind vorhanden, wir
müssen sie nur nutzen“, sagt Smid. Es sei Aufgabe der Politik,
schnellstmöglich das geeignete Umfeld für den Ausbau der
Verkehrstelematik zu schaffen. Dazu gehört beispielsweise der Einbau von
Sensoren am Verkehrsrand oder im Asphalt, etwa Induktionsschleifen, um
Daten zu Verkehrsdichte, Wetter oder Umweltbelastung zu messen.
Die
Modernisierung des Verkehrssystems kann einen gesamtwirtschaftlichen
Nutzen von insgesamt zehn Milliarden Euro jährlich bringen. Das ergab
eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und
Innovationsforschung im Auftrag des BITKOM zu Intelligenten Netzen. Der
Löwenanteil von rund 4,4 Milliarden Euro ergibt sich aus der Vermeidung
von Staus und entsprechenden Zeitverlusten sowie Umweltschäden. Neue
Logistiksysteme sparen weitere 3,5 Milliarden Euro jährlich.
Dazu kommen
Wachstumsimpulse in Höhe von 2 Milliarden Euro mit neuen Apps und
Services, die die unterschiedlichen Verkehrsnetze miteinander verbinden.
Vor diesem Hintergrund fordert Smid den flächendeckenden Aufbau
verkehrstelematischer Systeme. Wie stark Verbraucher von einem
intelligenten Verkehrsmanagement profitieren können, zeigt das Beispiel
Stockholm. Dort werden pro Sekunde insgesamt 250.000 anonymisierte
GPS-Daten von Handybesitzern, Stau- und Unfallmeldungen sowie Daten von
Sensoren und dem Mautsystem analysiert und so der Verkehr gesteuert. Die
individuellen Fahrzeiten konnten um 50 Prozent verringert werden, das
Verkehrsaufkommen und die Schadstoff-Emissionen um 20 Prozent.
Das
bisherige LKW-Mautsystem kann laut BITKOM die Basis sein, um eine
intelligente Verkehrssteuerung flächendeckend aufzubauen. Der aktuelle
Vertrag steht Ende 2015 zur Verlängerung an. Derzeit zahlen LKWs für die
Nutzung der Autobahn und einiger Bundesstraßen, eine Verkehrssteuerung
findet aber de facto nicht statt. Zudem werden zwar viele Daten
gemessen, sie stehen jedoch nicht für neue Dienste zur Verfügung. Smid:
„Die Politik sollte mit dem Nachfolgesystem ab 2015 eine aktive
Verkehrssteuerung betreiben und die anfallenden Daten anonymisiert für
neue Dienste zur Verfügung zu stellen.“
Zur Methodik: Die
zitierten Daten wurden im Rahmen einer repräsentativen Studie von forsa
im Auftrag des BITKOM erhoben. Befragt wurden im April 2013 dafür 1.002
deutschsprachige Personen in Privathaushalten ab 14 Jahren.
Mehrfachnennungen waren möglich. Die Studie des Fraunhofer-Instituts für
System- und Innovationsforschung (ISI) kann heruntergeladen werden
unter www.bitkom.org/de/publikationen/38338_74495.aspx.