29. September 2012

Pickel - Aknemittel birgt Risiken


Acht bis neun von zehn Jugendlichen leiden unter Akne. Bis zu 20 Prozent der Betroffenen haben auch noch als Erwachsene Hautprobleme. Mädchen und Frauen, die bei schwerer Akne Medikamente mit dem Wirkstoff Isotretinoin erhalten, sollten bei der Einnahme dieses verschreibungspflichtigen Mittels sehr vorsichtig sein, rät die Techniker Krankenkasse (TK). Denn: Isotretinoin kann das ungeborene Kind schädigen und zu Fehlbildungen an Ohren, Gesicht, Gaumen, Herz und zentralem Nervensystem führen. Patientinnen darf die Arznei nur verordnet werden, wenn sie nicht schwanger sind und zugleich absolut sicher verhüten.

Den kritischen Wirkstoff erhalten offenbar immer mehr Frauen verschrieben. So hat die Zahl der weiblichen Versicherten zwischen 15 und 45 Jahren, die Isotretinoin zur oralen Einnahme auf Rezept verordnet bekamen, 2011 im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent zugenommen. Das ergab eine Auswertung der TK. Auch 2010 gab es, verglichen mit 2009, einen Anstieg. Er lag bei mehr als 13 Prozent.

"Wir beobachten, dass es Patientinnen gibt, die trotz der strengen Vorgaben zur Verhütung während der Aknetherapie mit Isotretinoin schwanger werden", sagt Dr. Christof Schaefer von der Charité in Berlin. Der Wissenschaftler und Kinderarzt leitet das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie, das Ärzte, Apotheker und schwangere Frauen zur Verträglichkeit von Medikamenten in der Schwangerschaft berät. "Studien zeigen, dass nur sechs bis 26 Prozent der Isotretinoin-Verordnungen in voller Übereinstimmung mit den vorgesehenen Schwangerschaftsverhütungsprogrammen erfolgen", so Schaefer.

Ob die Patientinnen tatsächlich sicher verhüten, hängt nicht von ihrem Bildungsgrad ab. Schaefer: "Eine Untersuchung unseres Instituts hat gezeigt, dass bei den Frauen, die nicht verhütet hatten, solche mit höherer Bildung einschließlich Hochschulstudium überrepräsentiert waren. Neun von 49 Frauen ohne adäquate Verhütungsmaßnahmen arbeiteten sogar im Gesundheitswesen." Das verweist nach Ansicht von Schaefer auf die Schwierigkeit, Schwangerschaftsverhütungsprogramme bei hochriskanten Medikamenten wirksam umzusetzen. Der Arzt: "Eine Rolle spielt dabei sowohl die fälschliche Annahme der Patientin, sie könne nicht schwanger werden und müsse deshalb nicht verhüten, als auch das 'unerwartete' Eingehen einer neuen Partnerschaft, wenn sich die Akne gebessert hat."

Weil Isotretinoin im Körper nachwirkt, müssen Patientinnen nach Abschluss der Therapie noch einen Monat lang weiterhin sicher verhüten. Wird das Medikament nicht vollständig aufgebraucht, sollten Reste in der Apotheke abgegeben werden. Keinesfalls darf die Arznei einfach an Freundinnen oder weibliche Verwandte gegeben werden. Daran sollten vor allem Männer denken, die bei der Akne-Behandlung mit Isotretinoin keine fruchtschädigenden Wirkungen befürchten müssen.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.arzneimittel-in-der-schwangerschaft.de


Quelle: www.tk.de
Stand: 28/09/12