Nach Aufenthalten im Yosemite-Nationalpark im Sommer 2012
sind inzwischen mindestens acht US-amerikanische Besucher am sogenannten
Hantavirus-induzierten Pulmonalen Syndrom (HPS) erkrankt, drei von ihnen
starben. HPS wird durch eine Infektion mit Hantaviren hervorgerufen, die nur
auf dem nordamerikanischen Kontinent verbreitet sind.
Dieser Virustyp, das Sin
Nombre-Virus, ist weitaus gefährlicher als die Hantaviren, die in Deutschland
vorkommen und löst auch ein anderes Krankheitsbild aus. Nachdem zunächst nur
Personen auf einem bestimmten Campingplatz betroffen waren, hat die
amerikanische Infektionsschutzbehörde CDC die Warnung inzwischen auf alle
Personen ausgedehnt, die in den letzten Wochen den Yosemite-Nationalpark
besucht haben. Die Weltgesundheitsorganisation hat den nationalen Behörden
empfohlen, die Ärzteschaft über dieses Infektionsrisiko und das Krankheitsbild
des HPS zu informieren.
Für Deutschland hatte das Robert Koch-Institut bereits die
zuständigen Gesundheitsämter informiert, die die Reiserückkehrer und ihre
Begleitung sowie deren Ärzte auf das zwar sehr geringe, aber potenziell
lebensbedrohliche Infektionsrisiko hinwiesen.
Ärzte sollten bei der Behandlung und Betreuung von Personen,
die sich in den letzten Wochen im Yosemite-Nationalpark aufgehalten haben,
differenzialdiagnostisch frühzeitig an Sin-Nombre-Hantavirus denken und eine
gezielte virologische Diagnostik veranlassen - hierzu sind die in Deutschland
üblichen Hantavirus-Tests geeignet. Wenn entsprechende Symptome vorliegen, kann
ein Bluttest die Diagnose sichern. Ohne entsprechende Symptome ist die
Durchführung des Tests nicht sinnvoll. In Yosemite infizierte Patienten sollten
engmaschig auf die Entwicklung eines HPS überwacht und bei Bedarf umgehend in
ein Krankenhaus eingewiesen werden.
Symptome einer Infektion mit dem Sin-Nombre-Hantavirus
treten in der Regel zwischen ein und sieben Wochen nach Infektion auf. Als
frühe Symptome liegen Müdigkeit, Fieber und Muskelschmerzen fast immer vor.
Darüber hinaus kann es auch zu Kopfschmerzen, Schwindel, Schüttelfrost und
Magen-Darm-Beschwerden, wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen,
kommen. Vier bis zehn Tage nach der ersten Phase der Krankheit können die
Symptome von HPS auftreten. Hierzu gehören Husten, Kurzatmigkeit und zunehmende
Atembeschwerden. HPS verläuft rasant und kann tödlich sein. Zwischen 1993 und
2009 wurden in den USA insgesamt 510 HPS-Patienten registriert (35 % von ihnen
starben), die Fallzahlen schwankten zwischen 11 und 48 pro Jahr.
Eine spezifisch gegen HPS gerichtete Therapie steht nicht
zur Verfügung. Aber eine frühzeitige Diagnose und Behandlung auf einer
Intensivstation verbessert die Prognose der Erkrankung erheblich. Durch eine
intensivmedizinische Behandlung kann insbesondere die Zeit der schweren Atemnot
überbrückt werden.
Wer den Yosemite-Nationalpark demnächst besucht, sollte die
Hinweise der amerikanischen Gesundheitsbehörden und der Parkverwaltung vor Ort
beachten und bei Bedarf eine reisemedizinische Beratung bei einem
Tropeninstitut oder anderen reisemedizinischen Beratungsstellen einholen
(Übersicht siehe www.rki.de/reise). Aktuelle Informationen zum Geschehen sind abrufbar unter www.nps.gov/yose/planyourvisit/hantafaq.htm.
In den Vereinigten Staaten sind vor allem Hirschmäuse Träger
des Virus. Die Nager scheiden das Virus in ihrem Urin, Kot und Speichel aus.
Das Virus kann insbesondere durch Einatmen von Staub, der mit Exkrementen von
Nagern verunreinigt ist, auf den Menschen übertragen werden. Das Virus wird
nicht von Mensch zu Mensch übertragen. In Deutschland kommen andere
Hantavirus-Typen vor, die bei schweren Verläufen die Nieren schädigen, aber
fast nie tödlich verlaufen. Gebiete, in denen ein erhöhtes Risiko besteht, sich
mit Hantaviren zu infizieren, liegen insbesondere in Baden-Württemberg und
Bayern (weitere Informationen siehe www.rki.de).
Quelle: Robert Koch-Institut www.rki.de
Stand: 17.09.2012