10. Dezember 2012

Technik-Fallen unterm Weihnachtsbaum


Ein Mädchen liest eine digitale Nachricht auf seinem Handy. Geräte, die sich ins Internet einwählen, bergen für Kinder und Jugendliche Gefahren, warnen Kreis-Polizei und Kreis-Jugendamt Viersen. Foto: Stephanie Hofschlaeger_pixelio.de

Eltern sollten Smartphones und Co. mit Bedacht schenken


Internetfähige Handys, Tablet-PC und Spielekonsolen stehen auf den Weihnachts-Wunschzetteln der Kinder ganz oben. Das bringt viele Eltern in eine Zwickmühle: Sie möchten, dass ihre Kinder erreichbar sind und im Notfall anrufen können, begegnen der modernen Technik aber auch mit Skepsis. Das Kreis-Jugendamt und die Kreispolizei Viersen raten: Eltern sollten die Risiken im Netz kennen, ihre Kinder auf dem Weg ins Internet begleiten und auf Gefahren aufmerksam machen.

„Angst vor moderner Technik ist ein schlechter Ratgeber, eine gesunde Skepsis und eine neutrale Einschätzung der Lage ist notwendig“, sagt Silvia Buske vom Kreis-Jugendamt. Kinder und Jugendliche haben häufig mit der Bedienung der Medien kein Problem. Es fehlt aber oft die Kompetenz, die Gefahren zu erkennen. Kriminalhauptkommissar Harald Lamers sagt: „Ein bewusster Umgang mit Medien will gelernt sein. Auch im Internet gilt: Eltern haften unter Umständen für ihre Kinder.“

Abseits des PC ist es heutzutage möglich, auch mit Tablets, Smartphones, Spielekonsolen, DVD-Playern oder Fernsehern eine Internetverbindung aufzubauen. Doch im Netz lauern gerade für Kinder und Jugendliche Gefahren: Mit einem Klick können sie auf jugendgefährdende Seiten gelangen. In sozialen Netzwerken wie Facebook versuchen pädosexuell veranlagte Erwachsene Kontakt zu Kindern und Jugendlichen aufzunehmen. „Ist einmal ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, schaffen es die Täter häufig ihren Opfern persönliche Daten zu entlocken, sie sexuell zu belästigen und sie zu einem Treffen oder einer Live-Übertragung mit Webcam zu überreden“, warnt Kommissar Lamers.

Kinder können bei der Nutzung sozialer Netzwerke schlecht einschätzen, welche Daten schutzwürdig sind. Facebook-Parties, zu denen versehentlich mehrere 1000 Gäste eingeladen wurden, sorgten in der Vergangenheit für mediales Echo. Aber auch Beleidigungen, Nachstellungen und persönliche Angriffe gibt es. Durch das Internet finden die scheinbar anonymen Täter schnell ein breites Publikum - mit fatalen Folgen für die Opfer, das dem Cyber-Mobbing 24 Stunden ausgesetzt ist.

Hinterlistig sind auch Abo-Fallen: Die Betreiber werben mit einem kostenlosen Angebot – und kommen so an persönliche Daten. Irgendwo im Kleingedruckten findet sich gut getarnt ein Preis für eine Dienstleistung. Bei Smartphone-Applikationen („Apps“) reicht ein falscher Fingertipp, um ein kostenpflichtiges Abo abzuschließen. Rufnummern mit Vorwahlen wie 0900, 0137 und 0180 stellen eine Gefahrenquelle dar, die Eltern schon zwei– und dreistellige Geldbeträge gekostet haben. „Andere Gefahren sind illegale Downloads, Tauschbörsen für Musik und Filme oder die Verwendung geschützter Werken“, sagt Silvia Buske.

Eltern sollten sich über ein mögliches Weihnachtsgeschenk für ihre Kinder genau informieren und prüfen, welche Funktionen nötig sind. Wichtig ist ein Gespräch mit den Kindern über die Nutzung. Datenaustausch wie Bluetooth und die Wireless-Lan sollten Kinder stets abschalten und nur bei Bedarf aktivieren. Mobilfunk-Anbieter informieren zudem über Jugendschutzmaßnahmen und Sperrfunktionen. Zudem sollten Eltern mit ihren Kindern die Profileinstellungen in sozialen Netzwerken sowie die Themen Datenschutz und Urheberrecht besprechen. Von Cyber-Mobbing empfiehlt es sich, Beweise zu sammeln – beispielsweise durch Screenshots und Ausdrucke.


Hilfe im Notfall:
Bei Abo-Fallen und Verfahren wegen Urheberrechtsverletzungen hilft die Verbraucherzentrale NRW weiter, Telefon 0211/38090. Bei Verdacht eines sexuellen Missbrauchs können sich Ratsuchende anonym an den Krisenstab der Region Viersen wenden, Telefon 02162/18716. Dort vertreten sind das Frauenzentrum Viersen, die Katholische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche Viersen SKF/Frauenhaus im Kreis Viersen, die Kinderklinik St. Nikolaus Viersen, die Jugendämter von Stadt und Kreis Viersen, der Kinderschutzbund Viersen, die Kinder- und Jugendpsychiatrie der LVR-Klinik Viersen, Richter, Rechtsanwälte, Ärzte sowie der Opferschutz-Verein Weißer Ring und außerhalb konkreter Fälle auch die Kreispolizei Viersen. Die Katholische Beratungsstelle Viersen erreichen Betroffene unter Telefon 02162/15081.

Bei Missbrauchshandlungen, die eine aktuelle Gefährdung des Kindes und Jugendlichen bedeuten oder bei denen zeitkritische Spuren (auch auf dem benutzten Computer oder Smartphone) gesichert werden müssen, wenden sich Betroffene bitte unmittelbar an die Kreispolizeibehörde Viersen, wenn sie eine Strafanzeige erstatten wollen, Telefon 02162/3770 oder im Eilfall 110.