Ist die Fettsteuer, wie sie in Dänemark
2011 eingeführt wurde, die Lösung für Übergewicht in Deutschland? "Die
Erhebung einer Fett- oder Zuckersteuer kann nur ein Instrument zur
Prävention von Adipositas sein", so das Fazit von Professor Jutta Roosen
von der Technischen Universität München auf einem Workshop des
Kompetenznetzes Adipositas und des Nationalen Genomforschungsnetzes plus
Ende Oktober 2012 in Berlin. Und die Praxis in Dänemark zeigt: offenbar
zu teuer und wirkungslos.
Präventionsmodelle wie die Erhebung von Steuern auf stark zucker- oder
fetthaltige Lebensmittel werden derzeit auch in Deutschland diskutiert.
Von solchen Maßnahmen versprechen sich Einige neben einer Reduktion von
Übergewicht auch zusätzliche Einnahmen für die Haushaltskasse. Unser
Nachbarland Dänemark machte es vor. Dort wurde im Oktober 2011 eine
Steuer auf Schokolade, Süßwaren, gesüßte Getränke und Lebensmittel mit
einem Gehalt an gesättigten Fettsäuren mit über 2,7 Prozent erhoben. Pro
Kilogramm gesättigte Fettsäuren fielen 2,15 Euro an Steuern an. Nach
dem Regierungswechsel in Dänemark soll die Fettsteuer nun wieder
abgeschafft werden, denn sie hat keine Wirkung auf das
Ernährungsverhalten der Dänen gezeigt und ist zu kostspielig; gerade für
Geringverdiener.
Haushalte mit geringerem Einkommen geben einen höheren Anteil ihres
Budgets für Lebensmittel aus als Haushalte mit höherem Einkommen. Somit
trifft eine Fettsteuer Haushalte mit geringerem Einkommen stärker und
sie haben weniger Geld für andere Aspekte eines gesunden Lebensstils zur
Verfügung. Andererseits zeigte Roosen beim Adipositas-Workshop, dass
bei der Fettsteuer ausgerechnet die Höhe der Steuer entscheidend ist, um
das Ernährungsverhalten der Bürger zu beeinflussen. "Ökonomische
Analysen haben gezeigt, dass die Fettsteuer auf Verbraucherebene wenig
Wirkung zeigt. Um eine Verhaltensänderung zu bewirken, sind größere
Preisaufschläge notwendig", so Roosen. Aber es gibt noch eine andere
Möglichkeit zu reagieren, wie Dänemark zeigt. Denn die Dänen kauften
fett- und zuckerhaltige Lebensmittel aus Kostengründen einfach bei uns
in Deutschland ein.
Wie die dänischen Erfahrungen zeigen, ist die alleinige Einführung einer
Steuer auf fett- oder zuckerreiche Lebensmittel somit nicht
ausreichend, um eine Veränderung des Ernährungsverhaltens zu bewirken.
Es müssen weitere effektive Instrumente in ein Gesamtnetzwerk
zusammengeführt werden, das ganzheitlich einen gesunden Lebensstil
fördert. In Dänemark haben die Supermarktketten übrigens bereits
angekündigt, dass die Preise für Lebensmittel, die von der Fettsteuer
betroffen waren, im Januar 2013 wieder gesenkt werden.
Text/Quelle: Nadia Röwe, www.aid.de
Weitere Informationen:
Um die Wirkung weiterer Maßnahmen zur Bekämpfung von Übergewicht zu
diskutieren und Ansätze zur Prävention zu finden, wurde das
Kompetenznetz Adipositas gegründet, welches seit 2008 durch das
Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Ziel ist es,
deutsche Adipositas-Wissenschaftler zu vernetzen, eine
Austauschplattform zu schaffen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse
in die Präventions- und Versorgungsmedizin zu übertragen.
www.kompetenznetz-adipositas.de