Für Rudolf Behr, Vorstandsvorsitzender der südlich von
Hamburg gelegenen Behr AG, steckt hinter beiden Begriffen gleichsam die
Personalität des Erzeugers, die den Verbrauchern Vertrauen bietet. Ob
allerdings Regionalität mit vielen kleinen Betrieben immer die nachhaltigste
Produktionsweise bedeutet, zog er in Zweifel. Große Betriebe können mit
größeren Maschinen alleine den Fahrweg beim Hacken und Düngen um 86 Prozent
verringern.
Für Christian Deisenroth, Vertriebsleiter der Wasgau AG im
südlichen Rheinland-Pfalz, sind regionale und biologische Produkte mit
Emotionen besetzt und vermitteln Authentizität. Beide würden aber nur gekauft,
wenn auch der Geschmack stimme. Für Händler bieten Produkte aus der Region die
Demonstration von Kernkompetenz, die gegenüber dem Kunden auch erklärt werden
müsse.
"Regionalität ist eine reine Werbekampagne", provozierte Herbert Scholdei, Geschäftsführer der Importgesellschaft Kölla Hamburg Overseas. Bei Wein und Kaffee spiele die Regionalität auch keine Rolle. Außerdem schränke die Saisonalität die Verfügbarkeit regionaler Produkte ein. Hingegen werde die Herkunftsbezeichnung aus einer bestimmten Region als Vertrauensvotum für eine bestimmte Qualität an Bedeutung gewinnen. Das sieht Gerhard Eberhöfer, Verkaufsleiter für Bio und Marillen bei Südtiroler Vinschgau, ähnlich. Die Region brauche eine klare Marke, wie eben Südtirol, oder der Bodensee und das Alte Land, die für qualitatives Obst stehen. Diese Marken gewinnen dann auch überregional ihre Kunden und tragen zur regionalen Wertschöpfung bei.
Bis dahin ist es noch ein langer Weg, wie Armin Valet von
der Verbraucherzentrale Hamburg aufzeigte. Verbraucher sind durch falsche
Versprechen irritiert, wenn Orangensaft unter einer norddeutschen Regionalmarke
verkauft wird, oder die deutsche Marmelade Heidelbeeren aus dem Baltikum und
Holunderbeeren aus Österreich enthält. Valet fordert eine verpflichtende
Herkunftsbezeichnung und einen regionalen Qualitätsstandard, der über dem
gesetzlichen liegt.
Aber sowohl "Regionalität" als auch "Bio"
hinterlassen bereits Spuren in der Produktionslandschaft. Beiden Trends ist die
Dezentralisierung zu Eigen, erläuterte Behr aus eigener Erfahrung. Die Betriebe
beginnen sich breiter aufzustellen und nehmen neue Produkte in ihr Portfolio
auf.
Roland Krieg, www.aid.de