23. November 2012

Mörderwut und „Drüberleben“

Die Schriftstellerin Kathrin Weßling
Foto: hr/Random House/Thomas Duffé


Schriftstellerinnen brechen Schweigen über ihre Depression

Es sind zwei sehr unterschiedliche Frauen. Die eine, die Schriftstellerin Wiebke Lorenz, ist jetzt 40, schrieb für Lifestyle-Blätter und war als Drehbuchautorin erfolgreich, und dann: vier Fehlgeburten. Plötzlich war sie da – eine unbehandelte Depression, die sich zu einer Zwangserkrankung auswuchs. Anfangs quälten sie schreckliche Gewaltfantasien gegen ihre kleinen Nichten, später gegen ihr gesamtes Umfeld. In einer psychiatrischen Ambulanz erfuhr Wiebke Lorenz, dass Zwangsgedanken weit verbreitet sind.


Die 27-jährige Slam-Poetin Kathrin Weßling hingegen traf es nicht völlig unvermutet: Sie leidet schon seit Jahren an Depressionen. Als selbst Medikamente nicht mehr halfen, ließ sie sich freiwillig in die Psychiatrie einweisen. Beide Frauen haben jetzt über ihre Erkrankungen Romane geschrieben – und an ihrem literarischen Alter Ego sämtliche Facetten ihrer Leiden durchgespielt. Weil beide es wagten, ihre eigenen Leidensgeschichten zu offenbaren, enttabuisieren sie den Umgang mit psychischen Krankheiten.

„ttt – titel, thesen, temperamente“ stellt die beiden Romane „Alles muss versteckt sein“ und „Drüberleben“ vor und fragt ihre Autorinnen, wie es aussehen kann – ein Leben mit der Depression. „ttt“ kommt am Sonntag, 25. November, vom Hessischen Rundfunk (hr) und ist um 23.05 Uhr im Ersten zu sehen; es moderiert Dieter Moor.

Wiebke Lorenz
Foto: hr/Random House/Iris Terzka


Außerdem bei „ttt“:
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