Die
EU-Kommission will heute einen Bericht mit möglichen Szenarien
vorstellen, um den Emissionshandel langfristig zu gestalten. Nach
Einschätzung der Naturschutzorganisation WWF steht der europäische
Handel mit CO2-Zertifikaten am Scheideweg. Bislang ist
bekannt, dass die Kommission 900 Mio. Zertifikate aus dem Markt nehmen
will. Der WWF begrüßt, dass nun ein erster Schritt zur Sanierung des
Emissionshandels angekündigt wurde, doch weitere Maßnahmen seien
dringend erforderlich.
„Das europäische Emissionshandelssystem ist die
tragende Säule der EU-Klimapolitik. Wir können uns ein Scheitern nicht
leisten. Die aktuelle Zertifikateschwemme braucht mehr als ein bisschen
oberflächliche Kosmetik“, sagt die zuständige WWF-Referentin Juliette de
Grandpré. Der Überschuss müsse daher möglichst permanent vom Markt
genommen werden und zugleich das EU-Klimaschutzziel bis 2020 auf 30
Prozent erhöht werden.
Der Preis pro Tonne CO2
ist auf einen historischen Tiefstand gefallen. Durch die kriselnde
europäische Wirtschaft ab dem Jahr 2009 sind deutlich weniger
Verbrauchsrechte in Anspruch genommen worden als prognostiziert. Zudem
hat die Nutzung von flexiblen Mechanismen –außerhalb von Europa
erbrachte Emissionsreduktion, die angerechnet werden dürfen - weitere
Zertifikate auf den Markt geschwemmt. Bleibt alles so wie bisher, droht
ein Überschuss dauerhaft das System lahmzulegen: Der WWF berechnet bis
zum Jahr 2020 einen Überschuss von 1,4 Mrd. Zertifikaten.
Der aktuelle
Vorschlag der EU-Kommission nur kurzfristig 900 Mio. Zertifikate aus
dem Markt zu nehmen, sei daher deutlich unzureichend. “ Die zeitliche
Herausnahme der Zertifikate kann nur ein allererster Schritt sein.
Sonst steuern wir auf eine verlorene Dekade zu, ohne
Klimaschutzinvestitionen von Seiten der Industrie“, sagte de Grandpré.
Der
WWF hatte gezeigt, dass eine Verknappung der Zertifikatemenge keine
negativen Folgen für die Industrie erwarten lässt. Das System kehre
damit auch zurück zu den eigentlichen Zielen des Emissionshandelssystems
und biete somit verlässliche Rahmenbedingungen für die Industrie.
Seit
Jahren setzt sich der WWF dafür ein, das EU-Klimaschutzziel auf 30
Prozent zu erhöhen. Dieser Meilenstein soll morgen auch von der
EU-Kommission als Option vorgeschlagen werden. Heftiger Widerstand kommt
aus Polen. Das aktuell gültige Ziel von 20 Prozent bis 2020 ist jedoch
bereits im vergangenen Jahr erreicht worden. Falls die EU ihr bisheriges
Klimaziel nicht deutlich erhöht und den EU-weiten Handel mit
Emissionsrechten nicht nachbessert, entgehen ihr zudem auch Milliarden
aus den Erlösen des Emissionshandels. Deutschland allein drohe ein
Einnahmeausfall bis 2020 von bis zu 17 Milliarden EUR. Die Gelder sind
aber bereits für Klimaschutzmaßnahmen eingeplant: In Deutschland fließen
die Erlöse der ETS-Versteigerungen in den Energie- und Klimafonds,
dessen Gelder der Energiewende finanzieren sollen.
Quelle: www.wwf.de