Der Biologe Dr. Michael Kuhlmann vom
Natural History Museum in London hat noch ein paar Wildbienen in seiner
südafrikanischen Sammlung, die wissenschaftlich noch nicht beschrieben
sind und keinen Namen tragen. Eine davon wurde am 20. Oktober 2012
getauft. Die winzige, nur vier Millimeter große Wildbiene heißt nun
Scrapter exiguus. Das Besondere: Nicht Wissenschaftler haben der
Wildbiene den Namen gegeben, sondern Schülerinnen der Tierpark-AG des
Gymnasiums Nordhorn. Sie hatten die Namensgebung im Rahmen eines
Wildbienenprojektes als ersten Preis gewonnen. Ihr Wildbienenhotel,
dessen Basis ein alter Waschzuber ist, weist viel poröses Material mit
regensicheren Röhren für die Eiablage auf. Und das ist genau die
richtige Unterkunft für Wildbienen.
Christiane Ploetz aus dem Bundesministerium für Forschung und Bildung
(BMBF) stellte das Wildbienenprojekt auf dem 9. BMBF-Forum für
Nachhaltigkeit zusammen mit der Biologin Kathrin Krausa von der
Ruhr-Universität Bochum vor. 212 Anmeldungen kamen zusammen. Kitas,
Familien, Arbeitsgruppen aus Seniorenheimen und Imkerprofis hatten sich
der Aufgabe gestellt, ein Bienenhotel zu bauen. Die Mitstreiter haben
zunächst einmal gelernt, dass in Deutschland 560 Wildbienenarten leben
und die meist solitär lebenden Tiere nur stechen, wenn sie gestört
werden.
Die Wildbienen legen keinen Honigvorrat an und bauen das Nest ganz
allein. Auch für die Brutpflege gibt es keine Hilfe, erläuterte Kathrin
Krausa. Nahrung und Baumaterialien müssen in einem Radius bis zu einem
Kilometer vorhanden sein. Die Wildbienen sind oft nur auf eine einzelne
Pflanzenart oder Pflanzenfamilie spezialisiert. Die wichtigen Bestäuber
haben es in der Natur mittlerweile schwer. Baumaterial und
Nahrungsgrundlage sind räumlich oft zu weit voneinander entfernt, so
dass ein Wildbienenhotel eine echte Hilfe ist.
Während des von Wissenschaftlern betreuten Projektes haben die
"Hoteliers" die Tiere, ihren Lebensraum und die Lebensweise
kennengelernt. Die Experten gaben online Tipps, wenn das Hotel zwar
fertig, aber keine Biene Einzug hielt, oder was zu tun war, nachdem eine
Biene eingezogen ist. Das nun beendete Projekt hat bei den Mitwirkenden
einen enormen Wissenszuwachs durch aktives Mitgestalten und Verständnis
für komplexe Zusammenhänge in der Natur hervorgerufen. Eigentlich
müsste es im nächsten Jahr weiter gehen, wenn im Frühjahr der Nachwuchs
schlüpft...
Roland Krieg, www.aid.de
Weitere Informationen:
Das Wildbienenprojekt ist Teil des Wissenschaftsjahres 2012 „Zukunftsprojekt Erde“.
www.zukunftsprojekt-erde.de/wildbienenprojektvwww.aid.de/landwirtschaft/artenschutz_wildbienen.php